Drei Tage – drei Länder – 2 Punkte
Nur Frühaufsteher erleben etwas. Um 2.00 Uhr klingelte am 10. November bei den ersten Wikingern der Wecker. Verteilt auf mehrere PKW machten sich 11 Wikinger auf den Weg nach Hamburg, um um 7.00 den Flug nach Zürich anzutreten, wo der Flieger um 8.20 Uhr landete – gut 12 Stunden vor dem ChampionsLeague Spiel unserer SG in Schaffhausen. Genug Zeit also für ein Vorprogramm.
Zunächst wurden die drei vorbestellten Mietwagen in Beschlag genommen. Roland hatte extra Kombis bestellt, damit das Gepäck in den Kofferraum passen würde. Zweimal gab es allerdings ein „upgrade“ in Form von SUVs, deren Kofferraum-Platz allerdings eher ein „downgrade“ war. Aber durch geschicktes Umschichten, wurde das Problem gelöst. Da das Wetter ganz gut aussah, ging es zunächst an den Rheinfall in Schaffhausen. Das Programmieren der fremden Navis war eine kleine Herausforderung, aber mit Carinas Hilfe klappte es schließlich. Was nicht klappte, war, dass alle PKW am gleichen Parkplatz am Rheinfall ankamen. Rheinfall ist nicht gleich Rheinfall. Das „Mädels-Auto“ mit Carina, Wiebke und Marina parkte am unteren Ende des Rheinfalls, die beiden anderen oben am Schloss Laufen. Die Mädels pfiffen auf den Gruppenzwang und machten eine kleine Rundwanderung um den Rheinfall, während der Rest der Reisegruppe sich dem Rheinfall von oben ganz dicht näherte – zum Anfassen nahe. 2010 gab es nach dem Besuch des Rheinfalls einen Reinfall in Schaffhausen – viele fragten daher, ob es gut wäre, auch dieses Mal vorher den Rheinfall zu besuchen – aber Wikinger sind nicht abergläubisch ;-).
Danach ging es Richtung Hotel, das in Konstanz gebucht war. Und hierhin schafften es alle richtig und fast gleichzeitig. Bevor die Zimmer bezogen werden konnten, ging es mit dem Bus in Richtung Innenstadt, wo für ein Mittagsessen ein Tisch im „Ignaz“ reserviert war. Dort warteten bereits Lisa und Alex, die eine kürzere Anreise mit dem Auto hatten. So war die Reisegruppe schon auf 13 Personen angewachsen. Etwas später stießen auch noch Sven-Uwe und Ingrid dazu, die sich morgens um 4.00 Uhr mit ihrem VW-Bus auf den Weg in den Süden gemacht hatten. Leider gab es für die beiden kein Cordon Bleu mehr, das hatte die große Reisegruppe schon zu oft bestellt.
Dann war Zeit die Zimmer im Hotel einzunehmen und sich noch ein wenig auszuruhen, damit alle fit für das Spiel sein würden. Kristin hatte ein paar Piccolo dabei, mit denen die Spielvorbereitung auf für Auswärtsfahrten übliche Weise, betrieben wurde. Lisa, Alex und Christian ließen es sich nicht nehmen und fuhren früher los, um auch noch vor dem Spiel den Rheinfall zu besichtigen – zu dieser späteren Stunde mit Beleuchtung.
Mit den Autos ging es zur BBC-Arena in Schaffhausen, die an der Stelle der alten Halle neu gebaut wurde. Das Wetter erinnerte auch an das Wetter vor 6 Jahren – strömender Regen – aber Wikinger sind wirklich nicht abergläubisch.
An der Halle trafen dann alle SG-Fans zusammen: Weitere Wikinger, die separat angereist waren und SG-Fans aus der Schweiz ergänzten die Reisegruppe – insgesamt waren es 28. Aber es tummelten sich noch weitere SG-Trikost in der Halle - #LjubosJungs sind überall beliebt. Die SG-Spieler freuten sich sichtlich, so viele bekannte Gesichter in der Halle zu sehen.
Auswärtsfahrten bilden immer ein wenig und so wissen einige Wikinger nun wie man „Hülse“, das Dosenbier der Schweizer Falken-Brauerei, öffnet und auch wieder verschließen kann. Bier trinken kann man als Norddeutscher ja sowieso..
Das Spiel begann nicht nach dem Geschmack der SG-Fans. Kevin hielt zwar gut, aber viele Abpraller landeten bei den Kadetten, die diese zweiten Chancen nutzten, während die SG Chancen liegen ließ. So lag die SG nach 10 Minuten mit 3 Treffern hinten. Aber langsam schlug das Pendel in die richtige Richtung, dem Ausgleich folgte die Führung. Zur Pause hieß es 13:15. Bis dahin hatte die SG-Fangruppe schon lange zur Form gefunden. Da Ingrid und Sven mit ihrem Bus angereist waren, hatten die Wikinger ihre Trommeln dabei und konnten ordentlich Lärm machen. Sogar ein Flensburg-Handewitt-Wechselgesang mit den SG-Fans, die der Wikinger-Gruppe schräg gegenüber saßen, funktionierte. Sehr zur Freude eines SG-Fans, der zu Hause vor dem Fernseher saß und sich dies gewünscht hatte. Einen besonderen Jubel und entsprechende Sprechchöre der SG-Fans gab es, als Rasmus Lauge sein Comeback nach monatelanger Verletzungspause gab. Für alle das „Wichtigste“ in diesem Spiel.
Nach der Pause schien die SG das Spiel zunehmend in den Griff zu bekommen. Nach 40 Minuten war eine 4-Tore-Führung heraus gespielt. Aber die Kadetten gaben nicht auf und kamen wieder auf 1Tor heran. Inzwischen hatte Mattias Kevin im Tor abgelöst und lieferte manche wichtige Parade. Rasmus Lauge krönte sein Comeback noch mit einem Tor und letztendlich behielt die SG mit 26:29 die Oberhand. „Hauptsache 2 Punkte“ war das einhellige Fazit. Mit dem Spiel war Ljubo nicht zufrieden, aber mit dem Ergebnis und mit der Unterstützung durch die Fans vor Ort. Auch die Fans zu Hause spendeten viel Lob für die lautstarke Anfeuerung.
Nach dem Spiel war in der Halle genug Zeit, um das Spiel noch zu besprechen und schon einen Ausblick auf das Derby zu wagen. Die SG-Spieler zeigten sich dabei gewohnt offen – was vielen Schweizer Fans sehr positiv auffiel – das kannten sie von anderen Gegnern nicht so. Besonders die SG-Fans Nicole und Timo aus der Schweiz nutzten die Gelegenheit, fleißig Autogramme zu sammeln – für den zukünftigen SG-Fan in Nicoles Bauch. Und wie Ingrid berichten konnte, war auch einer der Putzer-Jungs (so werden in der Schweiz die Wischer genannt) glühender SG-Fan und hofft sehr darauf, die SG bald einmal wieder live – am besten natürlich in der Flens-Arena erleben zu können.
Als die Mannschaft sich auf den Weg ins Hotel machte, brachen auch die Wikinger wieder Richtung Konstanz auf. Und obwohl es schon nach Mitternacht war, gab es noch eine Zimmer-Sieges-Party. Als Gastgeber bot sich Frank an. Ein kleines Problem gab es mangels Korkenzieher mit dem Wein-Nachschub. Aber Kristin ließ an der Rezeption ihren Charme spielen und kam mit einer professionell geöffneten Flasche zurück. Für einige Wikinger war es dann fast ein 24-Stunden-Einsatz als es ins Bett ging.
Am Freitag stand Sight-Seeing an. Zunächst ging es auf die Blumeninsel Mainau, auf der zu dieser Jahreszeit zwar nicht so viele Blumen blühen, es aber trotzdem viel Interessantes zu sehen und zu hören gibt. Damit den Wikingern das nicht entgeht, wurde im Voraus eine Winterführung gebucht. Frau Nicoletti von der Insel Mainau führte die Wikinger fachkundig über die Insel und erzählte viele interessante Details über alte Bäume, die Gestaltung des Parks, die Aufzucht der Schmetterlinge und das Palmenhaus, das mit den Palmen mitwachsen muss. Mächtig in die Höhe gewachsen waren auch die 150 Jahre alten Mammut-Bäume – ein idealer Hintergrund für ein Gruppenfoto.
Für den Großteil der Gruppe stand danach stand eine Stadtführung in Konstanz an. Ingrid, Sven-Uwe und Marina hatten andere Pläne und genossen stattdessen noch lecker Kaffee und Torte im Schloßcafé.
Die Stadtführung ging vom Ufer des Bodensees bis in verborgene Winkel des mittelalterlichen Konstanz. Zu den mitttelalterlichen Überbleibseln zählen die Feuergassen – Rettungswege bei Feuer aber auch Teil der früher oberflächlichen Kanalisation. Und die Wikinger lernten, woher der Begriff „die Sau rauslassen“ kommt und was das mit der ersten Fußbodenheizung zu tun hat.
Nach den vielen Informationen auf der Insel Mainau und in der Stadt Konstanz ging es zur Stärkung und zum Aufwärmen in das Brauhaus. Und danach sollte bei der nächsten Zimmerparty „die Sau rausgelassen“ werden. Davor stand aber die Busfahrt zurück ins Hotel. Und die war teilweise besonders. Aus dem Brauhaus ab zur Bushaltestelle und direkt ins Hotel – klingt gar nicht so schwer. Viele Wege und Buslinien führen zum Ziel, man muss nur an der richtigen Haltestelle einsteigen. Und wer zuerst einsteigt, ist nicht unbedingt zuerst am Ziel. Als eine einheimische Mitfahrerin hörte, wo die Wikinger, die am schnellsten in einen Bus eingestiegen waren, aussteigen wollten, informierte sie sie, dass das fast 40 Haltestellen bis zum Ziel wären. Linie und Ziel sind nicht das allein wichtige, sondern auch die Fahrtrichtung ;-). Und so gab es für viele Wikinger nach der Stadtführung noch eine 45-minütige Stadtrundfahrt. Da Zimmer-Party-Gastgeber Frank auch zu dieser Gruppe gehörte, konnte diese erst später starten. Diejenigen, die eine andere Linie mit der richtigen Fahrtrichtung genommen hatten, wurden von Lisa zu einer Zwischen-Zimmer-Party eingeladen. Für Spaß und Spott war an dem Abend jedenfalls gesorgt. Und auch wenn Jens trotz aller Bemühungen sein Alter nicht preisgeben wollte – es hat ihm nichts genutzt. Am nächsten Morgen wussten es doch alle :-). Nun kann er ja auch einen Mitgliedsantrag ausfüllen – es gibt nichts mehr zu verheimlichen.
Da der Rückflug erst für den Samstag Abend geplant war, war auch am Samstag noch Zeit für mehr Sight-Seeing. Zur Auswahl standen ein Ausflug auf den Pfänder in Bregenz, wo man von 1064m einen Blick auf den Bodensee haben würde oder Zürich. Da Wetter und Sicht gut waren, gewann der Pfänder.
Problematisch war nur der Weg dorthin. Es sollte auf der deutschen Seite am Bodensee entlang gehen (wegen der schönen Ausblicke) und österreichische Autobahnen (mangels Vignette) gemieden werden. Da dann noch auf der Strecke eine Straße gesperrt war, waren die Navis leicht verwirrt mit der Zielführung. Nachdem ein- bis zweimal im Kreis gefahren wurde, waren endlich doch alle Autos auf der richtigen Strecke.
Mit der 60 Personen fassenden Gondel ging es in die Höhe, wo die Wikinger eine richtige Winterlandschaft erwartete. Leider war die Hütte zu voll, um in der verbleibenden Zeit noch einkehren zu können, aber die Ausblicke auf den Bodensee oder in die Berge waren absolut lohnenswert. Dann ging es schon wieder abwärts. Präsi Ingo hatte zunächst Mühe, die Schranke zu passieren, aber nachdem man ihm empfohlen hatte, es mit der Fahrkarte der Pfänderbahn und nicht mit der Eintrittskarte für die Mainau zu versuchen, klappte es auch.
In der Gondel war auch ein österreichischer Handballer – so sagte es jedenfalls sein Shirt. Da lag es natürlich nahe, ihn zu fragen, ob er schon gegen „unseren“ Michael Nicolaisen gespielt hätte. Der Name sagte ihm durchaus etwas und auch sonst, war er über die SG und den THW gut informiert. Handball verbindet eben.
Dann war Zeit, sich auf den Weg nach Zürich zu machen. Um die Mietwagen zeitgleich abgeben zu könne, in Kolonne. Carina war oft im Zweifel, ob Roland und Dirk wussten, dass man auf Autobahnen in der Schweiz durchaus 120 km/h fahren darf. Aber 80 – 100km/h tut es ja auch und am Flughafen war man trotz Stau in Zürich auch rechtzeitig. Der Rückflug klappte genauso reibungslos wie der Hinflug. Nur an der Parkposition des Fliegers gab es Beanstandungen – da hätte Roland vielleicht doch mehr Geld für die Flüge ausgeben sollen. So gab es eine längere Busfahrt – das kannten einige Wikinger ja schon – zum Terminal. Wenigstens sollte in der Zeit das Gepäck schon da sein – aber auch das ließ sich viel Zeit. Nach fast 30 Minuten tauchte endlich der erste Koffer auf. Bald hatten alle ihr Gepäck und es konnte auf die letzte Etappe des Heimweges gehen. Die meisten der Reisegruppe konnten sagen: „Bis morgen“ - da dann schon die nächste Auswärtsfahrt zum Bundesligaspiel in Kiel anstand. Auch für Fans ist der Spielplan eine Herausforderung. Aber die wird von den Wikingern gern angenommen.
[Marina]