Gastfreundschaft in Zagreb
Warum reist man nach Zagreb? Weil die SG Flensburg-Handewitt dort ein ChampionsLeague-Spiel bestreitet.... Weil man dort Mia kennt, die darauf brennt, uns Wikingern ihre Stadt zu zeigen.... und weil Zagreb eine schöne Stadt mit vielen freundlichen Menschen ist.
Also wurden die Reiseplanungen aufgenommen – in ständigem Kontakt mit Mia, die viele wertvolle Tipps geben konnte. Als endlich der Spieltag fix war, konnten dann auch die Flüge und das Hotel zum passenden Termin gebucht werden. Zu häufiges Gucken nach geeigneten Flügen treibt die Preise in die Höhe, konnten wir feststellen, über ein Reisebüro geht es auch nicht besser oder günstiger – aber letztendlich hat Elke in Zusamenarbeit mit Roland die passenden Flüge gebucht. Das von Ingrid ausgewählte Hotel wurde von Mia als gute Wahl bezeichnet – die Reise konnte also losgehen. Nun fehlten nur noch die Eintrittskarten für die Zagreb-Arena. Welche Überraschung, als Goran von HC PPD Zagreb uns auf unsere Kartenbestellung mitteilte, dass wir herzlich eingeladen sind und die Karten geschenkt bekommen. Eine tolle Geste, das haben wir noch nie erlebt und war ein erster Hinweis auf die große Gastfreundschaft in Kroatien.
Etwas befremdlich war, dass man die Flug-Nummer und das Hotel der Fans angeben musste. Aber das haben wir natürlich brav gemacht.
Am 20. November ging es los. Die ersten Wecker von Mitreisenden klingelten um 1.15 Uhr, manche – wie Ingrid und Günther verzichteten ganz auf den Schlaf. Um 4.45 trafen sich die 14 Wikinger – genau gesagt 15, denn Grimur reiste wieder heimlich in Birtes Rucksack mit - aus dem Norden in Hamburg, um um 6.40 Uhr die erste Flug-Etappe nach Stuttgart anzutreten. In Stuttgart landeten Petra und Beate aus Berlin und Lisa und Lena von der Südfraktion komplettierten die Reisegruppe. Mit leichter Verspätung hob dann der Flieger nach Zagreb ab.
Am Flughafen wartete Mia schon ungeduldig mit deutschem und dänischem Fähnchen auf „ihre“ Reisegruppe. Aber ein Wiedererkennen wäre auch so ohne Probleme möglich gewesen – Ingrid, Sven und Marina kannten Mia schon vom Erima-Cup in Bremen – 2010, 2011 genau wusste man es nicht mehr....
Mit vorbestellten Taxen ging es zum Hotel. Im Radio lief gerade ein Vorbericht zu „unserem“ Spiel, den einer der Taxifahrer folgendermaßen übersetzte: „Bla, bla, bla...... Zagreb gewinnt“. Der Meinung waren wir natürlich nicht. Das Zagreb-Wetter zeigte sich am Freitag von seiner besten Seite – 17°C und Sonne. Da die Aussichten für die nächsten Tage wesentlich schlechter waren, ließen die Wikinger es sich nicht nehmen, sich einen ersten Eindruck von der Stadt zu verschaffen.
Also ging es zum Ban-Josip-Jelačić-Platz, wie der Hauptplatz von Zagreb seit 1990 wieder heißt. Dort standen viele kleine Buden in denen selbstgemachte kroatische Spezialitäten verkauft wurden. Hier wurden erste kroatische Spezialitäten wie Schinken und ein spezielles Gebäck probiert. Dann ging es in die Tcalčić-Gasse, in der sich scheinbar unendlich viele Kneipen und Restaurants sowie kleine Geschäfte befinden. Wie gut, dass der kleine Fluss, der früher an dieser Stelle die obere (Kaptol) von der unteren bürgerlichen Stadt (Gradec) trennte nun zugeschüttet ist und wir hier bummeln und einkehren konnten. Eine der Boutiquen freute sich über den Kaufrausch, der einige Wikingerinnen überfiel, während die Herren vor dem Laden lustige Fotos mit tierischen Fellmützen machten. Dann machten sich Hunger und Durst bemerkbar. In einer der vielen Kneipen wurden schnell wurden für 19 Personen Tische zusammengestellt und wir konnten das erste Mal kroatisches Bier testen. Ingo war ganz „entsetzt“,als er die Preis in Euro umrechnete – die abgehobenen Kuna würden für eine große Menge Biere reichen! Im TV lief passenderweise Handball: Schaffhausen (da war doch was??) gegen Skopje.
Dann ging es für eine kurze Pause ins Hotel, um sich dann Abends wieder mit Mia zu treffen, um zum von Mia organisierten gemeinsamen Abendessen zu gehen. Dazu ging es das erste mal in die obere Stadt. Einen Teil des Höhenunterschiedes bewältigten wir mit dem ältesten öffentlichen Verkehrsmittel von Zagreb, der Drahtseilbahn, die einen in 55 Sekunden 30,5m höher bringt. Zu Fuß ging es noch weiter bergauf bis zum Restaurant „Konoba Didovsan“ (übersetzt Großvaters Traum) – wirklich ein Traum. Als Vorspeise warteten auf gedeckten Tischen schon leckere kroatische Spezialitäten – verschiedene Wurst- und Schinkensorten, Käse aus verschiedenen Regionen und kroatisches Gebäck. Eigentlich war man danach schon satt, aber die Pfannen mit Lamm-, Kalbs- oder Geflügelfleisch mit Gemüse und Kartoffeln dufteten dann doch zu verlockend und auch der typische kroatische Mandelkuchen passte noch. Gut, dass es zu Fuß zum Hotel zurückging, so konnten schon ein paar Kalorien wieder verbraucht werden.
Die lange Reise, die ersten Eindrücke und das viele, leckere Essen – danach kann man gut schlafen. Angesichts der sehr mäßigen Wetterprognose für den Samstag wurde die eigentlich geplante Stadtführung mit Mia auf Sonntag vertagt, aber eine Verabredung für gemeinsame Unternehmungen gab es trotzdem.
Leider hatte der Wetterbericht recht und am Samstag regnete es in Strömen und die Temperaturen lagen nur noch bei höchstens 4°C. Aber das hält echte Norddeutsche nicht von Unternehmungen ab. Einige Wikinger bummelten durch die nahe Innenstadt und nutzten den Besuch der Kathedrale, um eine Kerze anzuzünden – u. a. mit Wünschen für ein gutes Spiel der SG. Der Großteil ging mit Regenschirmen zum Museum der Geschichte der Stadt Zagreb, wo die Entwicklung dieses Ortes von der Eisenzeit bis in die Gegenwart auf tolle Weise dargestellt wurde. Danach testeten einige noch die Backkunst des Vincek und stellten fest: „süß“ können die Kroaten gut – wohl ein Überbleibsel aus der Zeit, als man zur königlich-kaiserlichen Monarchie gehörte.
Ingrid und Mia dagegen machten sich auf den Weg zum Mannschaftshotel um dort unsere Eintrittskarten von Kay zu übernehmen. Wie wir schnell erfreut feststellten, waren unsere Plätze sogar im Unterrang.
Eigentlich war die Planung, mit der Straßenbahn und 15-minütigem Fußweg zur Zagreb-Arena zu kommen. Aber da der strömende Regen nicht nachließ, wurden Taxen bestellt, die uns problemlos und pünktlich zur imposanten Arena brachten. Wir waren auf strengste Sicherheitskontrollen vorbereitet, einige hatten sogar alles Kleingeld im Hotel gelassen, weil man gehört hat, dass dieses in vielen Hallen auf dem Balkan nicht erlaubt ist. Lydia hatte Sorge, ob sie wirklich ihre Trommel mit hinein bekommen würde. Fahnen waren mit improvisierten geeigneten Haltern versehen. Und auch hier wurden wir positiv überrascht – alles war völlig unproblematisch. In der Halle waren wir die ersten Fans und wir waren gespannt, wie voll die Halle noch werden würde und vor allem -genauso wie unsere Mannschaft - auf die gefürchtete Atmosphäre. Vor dem Spiel war die Stimmung noch sehr entspannt. Wir konnten problemlos unsere Wikinger- und die Südfraktions-Fahne fernsehgerecht aufhängen und am Spielfeldrand mit Erhard Sandhofen und Inge Bendixen plaudern. Die Spieler waren natürlich mit ihrem Aufwärmprogramm beschäftigt, freuten sich aber sichtlich, uns zu sehen.
Zu Beginn des Spiels freuten sich die Kroaten über Fehler unserer SG und eine 2:0-Führung ihrer Mannschaft. Aber dann nahm die SG Fahrt auf und bekam das Spiel zunehmend in den Griff. Von der gefürchteten Atmosphäre in der Zagreb-Arena war nichts zu spüren. Gefühlt hatten wir SG-Fans die Arena im Griff – die Zagreb-Fans mussten jedenfalls ständig vom Hallensprecher animiert werden. Das hatten wir anders erwartet. Zur Pause bejubelten wir eine 15:10-Führung unserer SG. In der Halbzeit gab es ein sehr nettes Gespräch mit einem Zagreb-Fan, der so redefreudig war, dass einige Wikinger den Start in die zweite Halbzeit verpassten. Daran lag es aber sicher nicht, dass auch die SG, in der Anfangsphase der zweiten Hälfte nicht „da“ war und der HC Zagreb zum 16:16 ausgleichen konnte. Nun war wenigstens zu erahnen, dass es „Stimmung“ in der Zagreb-Arena geben kann. Aber die SG fand schnell wieder in die Erfolgsspur zurück und letztendlich konnten wir einen in dieser Deutlichkeit nie erwarteten Sieg feiern. Und eine SMS von Astrid steigerte die Freude noch mehr – Kiel hatte in Paris deutlich verloren und die Löwen in Melsungen. Leider dauerten die Feierlichkeiten in der Halle nicht lange, da wir kurz nach Spielschluss freundlich aber bestimmt aus der Halle komplementiert wurden. Dabei wollte Mia doch so gern ein Foto mit Thomas und Ljubo machen. Wie gut, dass Elke und Lisa sich abgesetzt hatten und schließlich den Mannschaftsbus in den Katakomben ausfindig gemacht hatten und Lydia, dem Rest sagen konnte, wo er hin musste. So konnten wir dann doch noch mit Ljubos Jungs den Sieg gebührend feiern und die Fotos machen. Die Freude und Anerkennung der Spieler, dass wir die Reise für sie auf uns genommen haben, war deutlich. Aber wir machen es schließlich auch für uns – wir haben auf den Reisen schließlich auf viel Spaß und erleben und sehen viel.
Mit einer Welle wurden der Mannschaftsbus und der SG-Kleinbus, mit dem Kay und Inge nach Zagreb gereist waren, verabschiedet.
Zurück im Hotel war Zeit für eine Wikinger-Tradition: die Hotel-Zimmer-Party – im „Triple-L-Zimmer“, das von Lydia, Lisa und Lena bewohnt wurde. Im Hotel gab es endlich wieder W-Lan und auf etlichen Handys liefen an die 80 Whats-Apps von Astrid mit Zwischenständen aus Handewitt, wo das SG-Juniorteam das Derby gegen Altenholz bestritt, auf. Und so konnten wir auch noch die letzte Viertelstunde mit dem SG-Juniorteam mitfiebern und über einen zweiten SG-Sieg jubeln. Mehr Grund zu feiern kann es für SG-Fans fast nicht geben :-). Jörg wurde im Laufe des Abends immer optimistischer, ging es für die SG zunächst um Platz 3 in der CL-Gruppe, so wurden später am Abend sogar die Chancen auf Platz 1 diskutiert. Es dauerte jedenfalls bis weit in die Nacht, bis Lydia, Lisa und Lena ihre Ruhe hatten.
Am Sonntag vormittag trafen wir uns dann ausgeschlafen um 11.00 Uhr mit Mia, um mit ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu entdecken. Zunächst gab es noch ein paar Regentropfen, aber der Himmel verhieß eindeutig besseres Wetter. Am Denkmal des Ban Josip Jelačić wurde erst einmal ein Gruppenfoto gemacht – wie gut, dass Sven-Uwe eine SG-Fahne in der Tasche hatte, die das Foto perfekt machte. Dann konnten wir auf dem Dolac-Markt eine riesige Vielfalt an frischen Produkten bewundern, mit denen Bauern täglich diesen Markt bestücken. Dann ging es zum zum Nationaltheater und dem Mimara-Museum, beides Bauwerke, die den Einfluß der königlich-kaiserlichen Zeit belegen. Unterwegs gab es einen Schreckmoment, als einen lauter Kanonenschuß ertönte, der jeden Tag Punkt 12.00 Uhr vom Lotrščak-Turm abgefeuert wird. Die Zagreber stellen ihre Uhren danach.
Am Nationaltheater lernten wir, dass es in Kroatien im 17. Jahrhundert das erste europäische Theater gegründet wurde. Das war sicherlich etwas kleiner als das imposante Gebäude, vor dem wir standen. Danach ging es über steile Straßen, Treppen und kleine Wege zum Zentrum der Oberstadt der Markuskirche, auf deren buntem Dach sich das Wappen des Königreiches Kroatien und der Stadt Zagreb finden. Durch das Steinerne Tor, dem einzigen erhaltenen Stadttor, ging es wieder Richtung Marktplatz, wo wir in ein Restaurant einkehrten und noch einmal ein paar kroatische Spezialitäten probierten, z. B. Štrukli mit Frischkäse. Danach war Zeit, sich von Mia zu verabschieden. Es gab viele Umarmungen, großen Dank an Mia und die Einladung unbedingt einmal zu einem Spiel nach Flensburg zu kommen.
Die Reisegruppe verstreute sich dann in die Kathedrale oder in Cafés, um sich abends wieder mit allen zu einem gemeinsamen Essen zu treffen. Danach gab es noch eine Reste-Zimmer-Party, bei der noch einmal alle schönen Eindrücke gefeiert wurden.
Am nächsten Morgen standen die Shuttle-Taxen wieder bereit. Und auch die Polizei war vertreten. Ob die wirklich prüfen wollten, ob die SG-Fans auch brav wieder abreisen? Jedenfalls erzählten die Taxifahrer, die Polizisten seien unseretwegen dort. Wir schienen jedoch unverdächtig zu sein und konnten unbehelligt abreisen. Die Taxifahrer waren die gleichen wie auf der Hinfahrt und so konnten wir genüßlich erzählen, dass wir und nicht Zagreb gewonnen hätten. Das wurde damit begründet, dass die Kroaten ja so gute Gastgeber wären – dem konnten wir nicht widersprechen.
In Stuttgart trennte sich die Reisegruppe dann wieder in Südfraktion, Berliner und Nord-Wikinger. Aber bis zum Wiedersehen wird es nicht lange dauern. Es stehen ja reichlich Spiele im Norden und im Süden an.
Pünktlich um 16.30 Uhr landete der Flieger in Hamburg und gegen Abend waren dann alle wieder zu Hause. Und alle waren sich einig: es war wieder einmal eine tolle Champions League-Reise und wir freuen uns schon auf die nächste. Denn für Ljubos Jungs ist uns kein Weg zu weit.
[Marina]