Barcel-ooooh-na

Bei der Auslosung der Gruppenphase der Champions League Saison 2014/15 war die Freude bei den Wikingern groß. Nachdem es in den letzten Jahren häufig in den Osten oder Norden und damit eher in den Winter ging, war mit Barcelona dieses Mal endlich wieder ein südliches Reiseziel dabei. Schnell ging es los mit den Planungen und schnell war klar, dass dieses Ziel eine große Gruppe der Wikinger anlockte. Um die von Ingrid sondierten passenden Flüge noch möglichst günstig buchen zu können, war schon Mitte August Anmeldeschluss. Aber dadurch konnte die Vorfreude umso länger genossen werden. Ein passendes gut gelegenes Hotel war auch bald gefunden und an die SG ging eine Bestellung über 45 Tickets für das Spiel.

Nicht nur für die Spieler der SG auch für die Fans der SG ist der 3-Tages-Rhytmus kein Fremdwort. Am 08. November noch auswärts in Minden, am 12. November Heimspiel gegen den VfL Gummersbach, am 15. November das Hinspiel gegen Barcelona und am 19. November das Spiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Und am Freitag den 21. November saßen die Wikinger morgens um 5.30Uhr im Bus, der sie zum Flughafen nach Hamburg bringen sollte. Manch einer konnte wohl gut nachvollziehen, wie so ein Spiel-Rhytmus den Spielern zu schaffen macht. Aber im Gegensatz zu den Spielern durften die Wikinger sich auf viel Zeit freuen, die Stadt am Mittelmeer zu erkunden. Und die Wetterprognosen versprachen Temperaturen um die 20°C – was will man im November mehr! Nur einer wollte nicht mit – Grímur hat es wohl nicht so mit den südlichen Gefilden. Aber auf der Fahrt nach Alingsås will er wieder dabei sein. Versprochen!

Trotz leicht verspätetem Abflug landete der Flieger pünktlich in Barcelona. Der Anflug bei strahlendem Sonnenschein ließ die Vorfreude auf ein paar schöne Tage noch steigen. Weitere Wikinger flogen aus Berlin oder München ein. Am Flughafen wartete schon ein Bus, der die Wikinger schnell und bequem ins Hotel brachte. Wie gut die Idee mit dem Bustransfer war, zeigte der Bericht von Ellen und Inge, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwei Stunden gebraucht hatten – dagegen war die halbe Stunde im Bus ein Klacks.

Am ersten Abend sollte es ein gemeinsames Essen für die ganze Reisegruppe in einem Restaurant mit katalanischer Küche geben. Bis dahin war aber noch genug Zeit, erste Eindrücke zu sammeln. Für uns Nordlichter war es bei Temperaturen knapp unter 20°C T-Shirt-Wetter. Daran konnte man uns gut von den Einheimischen unterscheiden, die doch eher schon zur Jacke griffen. Einige Wikinger spazierten über die Rambla, andere besuchten die Mercat de la Bouqueria an der Rambla – eine Markthalle mit typischen katalanischen Spezialitäten, von leckeren Obstsäften über Gemüse, Brot und Fisch bis zu Schafsköpfen sowie Innereien - allerlei Köstliches oder auch eher Abschreckendes – alles eine Frage des Geschmacks. Aber auch ein kurzer Besuch am Hafen Port Vell, ein bisschen Shopping oder ein Spaziergang durch die grüne Lunge der Altstadt den Parc de la Ciutadella, wo Wasserspiele mit Fabelwesen zu bewundern sind, waren im Programm.

Im Julivert Meu unweit der Ramblas kamen dann alle wieder zusammen. Ein etwas gewagter Aufstieg über eine enge Wendeltreppe und wir Wikinger hatten ein Raum für uns allein. Nachdem fachmännisch die Verfeinerung des getoasteten Brotes mit frischem Knoblauch, Tomate und Öl gezeigt wurde, ließen wir uns dazu Käse, Salat, Lachs-Carpaccio, iberischen Schinken und katalanische Wurst schmecken. Rioja und spanisches Bier – Bier aus einem Krug einzuschenken ist gar nicht so einfach – passten natürlich hervorragend dazu. Obwohl man schon gut gesättigt war, kamen noch ein Hauptgang und ein Dessert. Die fröhliche und laute Stimmung – an der auch die Bedienung ihren Spaß hatte – zeigte deutlich, dass alle einen schönen Abend hatten. Auch Sandra von Wallis hat wohl nicht bereut, sich am Hamburger Flughafen spontan zur Teilnahme an diesem Essen überreden zu lassen.

Am Samstagvormittag gab es die Möglichkeit, bei einer geführten Tour durch das Barri Gòtic mehr über die Geschichte Barcelonas zu erfahren. 28 Wikinger trafen sich dazu mit Matthias und Antonia am Brunnen am Placa Reial. In zwei Gruppen ging es mit den beiden Barcelona-Kennern auf eine spannende Tour durch die Gassen des Barri Gòtic und seine Geschichte, die einen viel über das besondere Verhältnis der Katalanen zum restlichen Spanien lehrt. Säulen eines römischen Tempels oder Reste der alten Stadtmauer zeugen noch heute davon, dass dieses Stadtviertel der Ursprung der heutigen Großstadt ist. Natürlich wurde während der Stadtführung auch der höchste Punkt der Keimzelle Barcelonas erklommen – beeindruckende 16,9 Meter hoch ist der Mont Taber!
Legende oder Wahrheit? So soll Kolombus nach seiner Rückkehr aus der neuen Welt begleitet von Indianern auf den Stufen des Palau Reial empfangen worden sein. Die Einschüsse an der Wand der Kirche an der Placa Sant Felipe Neri sollen durch Erschießungen während der Franco-Zeit entstanden sein. Die Wahrheit ist nicht weniger tragisch: Verantwortlich dafür ist eine Bombe, die 1938 insgesamt 40 Menschen, darunter viele Kinder, tötete. Tragisch ist auch die Geschichte der Santa Eulalia – der Titelheiligen der Catedral. Wenn man am Fuß der abschüssigen Gasse steht, die die heilige Eulalia in einem mit Scherben bestückten Fass hinuntergerollt sein soll, läuft einem ein Schauer den Rücken hinunter. Aber schaurig ist das Barri Gòtic heute nicht, sondern ein lebendiges Viertel, das viel zu erzählen hat, wenn man genau hinsieht.

Ausgerüstet mit all diesem Hintergrundwissen machten sich die Teilnehmer nun wie der Rest der Wikinger-Reisegruppe daran, Barcelona auf eigene Faust weiter zu entdecken. Für einige ging es in den Park Güell, der im Jahre 1900 vom Industriellen Eusebi Güell bei Gaudí beauftragt und in den Jahren 1900 bis 1914 realisiert wurde. Der Künstler hatte ursprünglich viel größere Pläne für den Park, die jedoch von wohlhabenden Bürgern verhindert wurden. Heute finden sich auf dem Gelände zahlreiche farbenfrohe und interessant gestaltete Bauten, die einen staunend umher wandern lassen. Da Gaudí die Bauten in die hügelige Landschaft einpasste, ist der Rundgang zudem eine Herausforderung für die Fitness. Auf jeden Fall aber ein lohnendes Ziel!

Ein beliebtes Sightseeing-Ziel, das während unseres Aufenthalts von sehr vielen Wikingern aufgesucht wurde, war La Sagrada Família. Von außen ist dieses unvollendete Werk Gaudís, dessen Bau 1882 begann, wohl sehr vielen Menschen bekannt, doch auch von innen ist die Basilika unglaublich schön. Wer sich vorher per Internet Tickets für den Schnellzugang kauft, kann lächelnd an der ewig langen Schlange vor dem Kassenhäuschen vorbeigehen. Die Weihnachtsfassade erschlägt einen fast mit ihren unzähligen Details, den wunderbaren, in Handarbeit gefertigten, Skulpturen. Man könnte wohl Stunden davor stehen und würde noch immer neue Dinge entdecken. Im Inneren der Kirche verschlägt es einem endgültig die Sprache. Die wunderschönen farbigen Fenster, die einen Wald symbolisierende Architektur, der Blick durch das Dach in den Himmel – alles ließ einen staunen und genau wie alle anderen konnten wir uns gar nicht sattsehen an all der Pracht, die trotzdem nicht aufgesetzt wirkt. Leider reichte die Zeit nicht für eine Fahrt auf die Türme, aber man muss ja noch Ziele haben... Aber auch so können wir sagen, dass die Sagrada Família für alle künftigen Barcelona Besucher ein absolutes Muss ist. Im Jahre 2026, das wäre exakt 100 Jahre nach Gaudís Tod soll die Kirche übrigens nach derzeitigen Berechnungen fertig sein. Wir sind gespannt!

 

Am Abend hatten die Wikinger sehr unterschiedliche Ziele. Eine größere Gruppe besuchte die Font Màgica, die magischen Brunnen. Eine Anlage, die 1929 aus Anlass der Weltausstellung errichtet wurde und sich als ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Wasser, Bewegung und Farbe präsentiert. Die Wasserspiele werden am Abend passend zur Musik beleuchtet und waren insbesondere für unsere Fotografinnen ein wahres El Dorado. Währenddessen machte sich ein anderer Teil der Reisegruppe auf den Weg ins Camp Nou, das Stadion des FC Barcelona. Das größte Stadion Europas bietet knapp 100.000 Zuschauern Platz und ist schon für sich allein eine Sehenswürdigkeit, die man bei einer geführten Tour erkunden kann. Einen Tag vor dem CL-Spiel unserer Jungs stand das Spiel FC Barcelona vs. Sevilla FC auf dem Programm und dieses wollten sich auch einige Wikinger, darunter zwei die zuvor noch nie in einem Stadion waren, nicht entgehen lassen. Die beiden sollten – genau wie alle anderen – ihr Kommen nicht bereuen. Der heimische FC gewann 5:1 in einer unterhaltsamen Partie, deren Höhepunkte die drei Treffer von Lionel „Leo“ Messi waren. Wir waren dabei als der Künstler am Ball den Torrekord in La Liga zunächst einstellte, dann die alleinige Führung übernahm und wenig später sogar noch auf 253 Treffer ausbaute. Ein wahrlich sporthistorischer Moment, der im fast ausverkauften Stadion begeistert gefeiert wurde. Nach seinem zweiten Treffer wurde Messi von seinen Mitspielern direkt vor unseren Augen in die Luft geworfen. Eine tolle Geste, wir waren uns aber einig, dass Ljubos Flug in Köln noch schöner war – und höher! Ein weiterer eindrucksvoller Moment war für uns das Absingen der Barca-Hymne vor dem Spiel, bei der sich ein stimmgewaltiger und sangeskundiger Fan hinter uns mächtig ins Zeug legte. Nach dem Spiel ging es gemeinsam mit tausenden Barca-Fans zurück in die U-Bahn, vor deren Eingang geduldig und ohne zu murren von allen gewartet wurde. Ebenfalls eindrucksvoll!

Am Sonntag wandten die Wikinger sich den Bergen zu: Ein Teil der Gruppe besuchte den Montjuïc, den Hausberg Barcelonas. Hier befinden sich zahlreiche Sportstätten der Olympischen Spiele 1992, wobei das Olympiastadion bereits 1929 zur Weltausstellung errichtet wurde. Auf der Spitze des Berges thront das Kastell, das unter Diktator Franco traurige Berühmtheit erlangte und heute vom Militärmuseum zum Friedenszentrum umgebaut wird. Hinauf gelangt man mit einer Seilbahn, die schon allein eine Sehenswürdigkeit ist. Vom Montjuïc hat man einen wunderbaren Blick auf Barcelona und den Hafen, dieser war am Sonntag jedoch leider durch tiefhängenden Dunst regelrecht vernebelt. Ein anderer Teil der Gruppe fuhr mit Straßen- und Drahtseilbahn auf den Tibidabo, den höchsten Punkt einer Bergkette rund um Barcelona. Höhepunkt auf rund 502 m ist ein altmodischer Vergnügungspark, in dem am Sonntag viele Kinder trotz eher kühler Temperaturen ihren Spaß hatten und vor Vergnügen kreischten. Hier war dann auch für uns Nordlichter Pulloverwetter. Wärmer angezogen machten wir einen kleinen Rundgang, bei dem wir im diesigen Barcelona zu unseren Füßen nach uns bekannten Punkten suchten. La Sagrada Família war noch relativ einfach auszumachen, doch Camp Nou und Hafen konnte man mehr erahnen als sehen. Trotzdem hatte sich der Ausflug gelohnt, denn die Fahrt mit der Tramvia Blau, einer historischen Straßenbahn, und die anschließende steile Fahrt mit der Drahtseilbahn waren bereits ein Erlebnis für sich und boten tolle Ausblicke.

Auch Barceloneta war ein Ziel der vielen Wikinger-Gruppen. Klein-Barcelona besticht durch viele kleine und enge Gasse, die hinunter zum Wasser führen. Eine Gruppe, die bereits 2007 die Barcelona-Reise mitgemacht hatte, deckte sich in einem kleinen Supermarkt ein und genoss – wie schon vor sieben Jahren – am Strand einen Becher Sekt – Tradition muss sein! Es folgte ein kleiner Strandbummel in Richtung des Olympischen Hafens mit seiner Skulptur, die an einen Wal erinnert, dabei badeten einige die Füße im Mittelmeer.

Am frühen Abend ging es dann zum Palau Blaugrana, wo endlich alle Wikinger, die Südfraktion und weitere SG Fans vereint in einem Block saßen. Wir wurden ein wenig von den anderen Zuschauern separiert und durften unsere Fahnen leider nicht fernsehwirksam aufhängen. Hiervon ließe wir uns die Stimmung aber nicht verderben und feuerten unsere Mannschaft 60 Minuten lang an, was laut Spielern und Fernsehzuschauern auch gut zu hören war. Leider verlief nur die erste Halbzeit zu unseren Gunsten, aber mit diversen gelungenen Aktionen verdienten sich die SG Spieler nicht nur unseren Applaus, sondern auch beifälliges Klatschen der einheimischen Zuschauer. Am Ende fiel die Niederlage etwas zu deutlich aus und als wir am Bus auf die Mannschaft trafen, konnte man den Jungs deutlich anmerken, dass sie alles andere als zufrieden waren. Trotzdem freuten sie sich sichtlich über das anerkennende Klatschen und die Gespräche mit den Fans. Als wir uns verabschiedeten, ahnten wir schon, dass es nur kurze Zeit bis zum nächsten Wiedersehen dauern sollte: Am Montagvormittag trafen wir die Mannschaft am Flughafen und „teilten“ uns den Flug nach Hamburg. Natürlich wurde den Spielern die Gangplätze überlassen und nach der Landung in Hamburg noch zwei neue Fans verpflichtet: die Stewardessen Lisa und Verena waren so begeistert von Mannschaft und Wikingern, dass sie spontan nach Karten für eins der nächsten Spiele fragten. Gefragt – getan: Beim CL-Spiel gegen Kolding-Kopenhagen werden die beiden zum ersten und hoffentlich nicht letzten Mal in der FLENS-Arena sein.

 

[Astrid & Marina]