Eisenach - ein unechter Saisonabschluss

Die Fahrt zum letzten Auswärtsspiel der Saison ist bei den Wikingern taditionell eine Fahrt mit Übernachtung. Wir hätten gern auf diese Tradition verzichtet, wenn die SG noch die Chance auf die Deutsche Meisterschaft gehabt hätte – denn eine mögliche Feier hätten wir ungern verpasst. So liefen die Planungen lange zweigleisig – mit oder ohne Übernachtung. Nach den Niederlagen in Hamburg und Kiel war die Lage klar und die reservierten Hotelzimmer wurden fest gebucht.

Am Samstag morgens um 6.00 Uhr ging es in Flensburg los in Richtung Eisenach. Eine Auswärtsfahrt nach Eisenach, das hatte es lange nicht gegeben und wer weiß, wann es die nächste Gelegenheit gibt – stand der ThSV doch bereits als Absteiger fest.

 

Trotz der frühen Uhrzeit herrschte von Anfang an ausgelassene Stimmung im Bus. Neu an Bord waren Noch-Nicht-Wikinger Klaus und die Kühlbox (mit Gefrierfunktion) von Ingrid und Sven-Uwe. Eine Kühlbox? Ja, wirklich! Ihr Inhalt: Crush-Eis. Wofür? Das hat eine Vorgeschichte....

Einige Wikinger hatten vor kurzem festgestellt, das fertig gekaufte Cocktails gar nicht so schlecht schmecken. Das wäre doch etwas für die nächste Auswärtsfahrt! Aber Cocktails ohne Eis? Da kam dann die Kühlbox von Ingrid und Sven-Uwe ins Spiel. Und Ralf nahm reichlich Bestellungen über Long Island Ice Tea, Sex on the Beach, Pina Colada oder Caipirinha auf. Um 7.45 Uhr wurde Präsi Ingo allerdings schon nervös, ob das Eis so lange hält. Aber vorerst bestand wohl kein Grund zur Sorge, die ersten Cocktails waren jedenfalls „verdammt kalt“. Per fragte sich, ob er noch im richtigen Fanclub sei – coole Cocktails statt traditoneller Mischungen - und trank lieber erstmal ein Flensburger Radler.

 

Aber auch der Handball spielte früh am Morgen schon eine Rolle: Es wurde über den Ausgang des Meisterschaftsrennens zwischen den Rhein-Neckar-Löwen und dem THW spekuliert, die Zukunft des Handballs in Hamburg diskutiert und die SG war natürlich auch ein spannendes Thema. Es war also schon viel erledigt, bevor Carina in Hamburg die Reisegruppe komplettierte. Allerdings war es schwieriger als erwartet, Carina am S-Bahnhof in St. Ellingen (auch als Stellingen bekannt) einzusammeln. In Hamburg wird viel gebaut, gebaut und gebaut. So geriet die Anfahrt fast zu einer kleinen Stadteil-Rundfahrt, aber irgendwann war die Reisegruppe Eisenach dann doch komplett. Einer fehlte allerdings, der sonst immer auf Auswärtsfahrten der Wikinger dabei ist: Grimur. Laut Präsi Ingo, wollte er lieber zu Hause bleiben und sich für das Final Four in Köln schonen. Oder wollte er nur nicht ohne First Lady Birte los? Die Sekttrinkerinnen hatten etwas mehr Geduld als die Cocktailtrinker, aber um 9.00 Uhr fand Maren, dass es Zeit sei, den ersten Korken knallen zu lassen.

 

Bei den Wikingern gibt es natürlich nicht nur flüssige Nahrung. Bei der Mittagspause wurde sich mit Würstchen und Frikadellen von Jepsen und leckerem Nudelsalat von Ingrid gestärkt.

Das Ingo's Sorgen bezüglich des Eises unnötig war, zeigte sich als mittags um 12.30 Uhr eine Flasche Weißwein – ähm eher Eiswein – aus der Kühlbox hervorkam. Das Projekt Cocktails findet auf der Fahrt nach Köln sicher eine Fortsetzung.

 

Die Fahrt verlief reibungslos und ohne Stau. Kurz vor Eisenach herrschte Uneinigkeit, wann denn das Tippspiel stattfinden sollte. Noch vor Ankunft im Hotel oder auf dem Weg vom Hotel zur Halle? Roland wollte später, Ingo gleich..... Es endete damit, dass Ingo die Tipps notierte und zur Bezahlung an Roland verwies. Obwohl doch jeder vorbereitet sein müsste, dass 2 Euro zu zahlen sind, hat doch kaum jemand das Geld passend dabei. So gab es dieses Mal ziemlich viel Kleingeld und jemand musste sogar einen Kredit in Höhe von 2 Cent aufnehmen. Über die Höhe der Zinsen wurde geschwiegen. Bei den Tipps war die Höhe des SG-Sieges die einzige Frage, am Sieg zweifelte jedenfalls keiner der Tipper – selbst Torge nicht!

Völlig entspannt konnten wir Wikinger erst einmal unsere Zimmer in der Alten Fliegerschule beziehen – zum Glück vor dem großen Wolkenbruch. Dann ging es auf zur Werner-Aßmann-Halle. Auf dem Hinweg hatten wir Wikinger uns schnell noch schlau gemacht, wer denn Werner Aßmann war und so wussten wir, dass die Spielstätte den Namen eines verdienten Handballers der DDR trägt. Die Anfahrt zur Halle war genauso schwierig wie die zu Carina in Hamburg. Dieses Mal waren viele Straßen für Fahrzeuge bis maximal 12t schuld. Ingo fand zwar, dass er gar nicht so viel wiegt, aber Busfahrer Michael meinte tröstend, dass der Bus die Grenze schon alleine knackt. Aber letztendlich waren wir pünktlich vor Ort und konnten direkt neben dem SG-Mannschaftsbus einparken. Während viele Wikinger vor der Halle noch leckere Original Thüringer Bratwurst genossen, bezog der Rest schon den Gästeblock. Die Wikinger-Fahne wurde ebenso präsentiert wie die Fahnen der Hölle Nord und der Südfraktion.

 

Vor dem Spiel gab es viele nette Gespräche mit den Eisenacher Fans und Ordnern, es wurde sich eingesungen und eingetrommelt und die Mannschaftsaufstellung der SG zelebriert. Wir Fans waren bereit für das letzte Spiel der Bundesliga-Saison 2013/14. Das Spiel entwickelte sich spannender als es uns SG-Fans lieb war. Den Eisenachern war anzumerken, dass sie etwas gut machen wollten. Die beiden letzten Spiele gegen die Löwen und in Magdeburg gingen doch arg deutlich verloren. So betonte der Hallensprecher, dass ein Halbzeitstand von 8:13 doch viel angenehmer sei, als das 4:21 in Magdeburg. Da die SG jedoch ungewöhnlich viele Fehler im Spielaufbau machte und Anders an seinem Landsmann im Tor des ThSV verzweifelte, wurde es immer wieder eng im Spiel und die Eisenacher Fans unterstützen ihr Team trotz des feststehenden Abstieges lautstark. Wie gut, dass die rechte Angriffsseite der SG – Steffen und Lasse – einen genauso guten Tag wie Mattias Andersson hatte. 18 SG-Tore gingen auf das Konto des Linkshänder-Duos!

Am Ende konnte der SG-Fan-Block mit der Mannschaft über einen 26:20-Auswärtssieg und die Absicherung von Platz 3 jubeln.

 

Schön war es, dass nach dem Spiel genug Zeit war, um auf alle Spieler zu warten, um für die tolle Saison zu danken und viel Glück für Köln zu wünschen. Nicht so schön war, dass es zum Teil heftige Regengüsse gab, die manchen zur Flucht in den Bus trieben. Aber zwischen den Schauern hatten Spieler und Fans viel Spaß miteinander. Dann hupte Kay zur Abfahrt und wir Wikinger nahmen die Planung des Abends in Angriff. Ein Eisenacher Italiener schaffte es kurzfristig 15 Wikinger unterzubringen und zu versorgen. Der Rest der Wikinger verteilte sich auf andere Lokale. Eine kleine Gruppe hatte nach dem langen Tag noch die Energie, sich die Eisenacher Innenstadt bei Abendstimmung anzusehen. Die Fotografen erwischten zur „blauen Stunde“ so manches tolle Motiv.

Danach wurde im Hotel eine weitere Wikinger-Tradition fortgesetzt: die Zimmerparty. In Zimmer 108 klang der Tag mit der Verlängerung des Champions-League-Finales der Fußballer aus.

Nach dem Frühstück am nächsten Tag war noch kurz Zeit im Hotelgarten die Sonne zu genießen, bevor der kulturelle Teil des Wochenendes anstand: der Besuch der Wartburg. Ein wenig Sport gab es dabei allerdings auch noch: 500m steil bergauf und später wieder bergab. Als Alternative standen ein Ritt auf einem Esel oder ein Auto-Shuttle zur Verfügung. Immer noch ist unklar, warum Solwey partout nicht auf einem Esel reiten wollte!

Auf dem Burgberg erwartete uns eine Führung mit Informationen zur Geschichte der Wartburg. Ungeduldig begehrte „König Roland“ Einlass und der Rest der Wikinger rätselte, wer wohl sein Hofnarr wäre. Dann ging es los zu einer phantastischen und anschaulichen Führung. Spätestens als der Herr uns erklärt hatte, warum Ingo lieber nicht Ludwig der Springer sein wollte, hatte er uns in seinen Bann gezogen. Eine Stunde verging wie im Flug mit vielen interessanten Eindrücken und humorvollen Erläuterungen – eine ganz tolle Führung. Vorab hatten die Mitarbeiter des Museums gerätselt, wer wohl die „Wikinger“ seien – auf einen Handball-Fanclub war niemand gekommen. So waren nach der Führung beide Seiten schlauer.

Dann ging es auf den Heimweg. Die Stimmung im Bus war genauso lustig wie auf der Hinfahrt und die Kilometer verflogen nur so. Für besonders gute Stimmung sorgte die Gründung einer Untergruppe des Fanclubs: der Zickenclub. Motto der Mitglieder Inga, Solwey und Loni: „Einmal Zicke, immer Zicke – Hej! Hej!“ Eine Konkurrenzsituation haben die Wikinger allerdings wohl nicht zu befürchten.

Per plädierte noch – allerdings erfolglos – für die Feste-Sitzplatz-Regel im Bus, da ihn der ständige Sitzplatzwechsel zwischen Kerstin und Astrid irritierte.

Vor dem Hamburger Elbtunnel ereilte uns dann doch der erste Stau der Tour. Da zu befürchten war, dass es sich länger hinziehen würde, entschloss Busfahrer Michael sich dafür, uns ein wenig von Hamburg zu zeigen. Ingo nutzte die Gelegenheit, zusätzlich Geld für diese Extratour einzusammeln, war allerdings nicht sehr erfolgreich. In Norderstedt ging es wieder auf die A7 und dann staufrei gen Norden. Etwas später als geplant waren wir dann zu Hause, allerdings um uns nur kurz voneinander zu verabschieden, da es für einen Großteil der Eisenach-Fahrer nächstes Wochenende „auf nach Köln“ geht. Denn mit dieser Saisonabschlussfahrt ist die Saison noch nicht vorbei und auf die Zugabe freuen sich alle riesig!

 

[Marina]