Das Wochenende des Umdenkens
Das Wochenende 26./27. Mai hatten sich viele Wikinger schon lange frei gehalten. Schließlich hofften alle, dass ihre SG an diesem Wochenende beim Final Four der ChampionsLeague in Köln auflaufen würde. Bis ins Viertelfinale hatte die SG es souverän geschafft, warum sollte es nicht noch weiter gehen. Auch im Vorstand wurden schon vorbeugend Pläne für eine Tour nach Köln gemacht. Aber dann kam das Viertelfinal-Rückspiel in Montpellier, dass alle Pläne für Köln überflüssig machte. Umdenken....
Die HBL hatte das Spiel der SG beim TuS N-Lübbecke wegen der möglichen FinalFour-Teilnahme der SG noch nicht terminiert. Nun hofften die Wikinger auf einen Termin am Wochenende. Und der Wunsch wurde erfüllt. Das Spiel sollte am 27. Mai mittags stattfinden. Bei den Wikingern ist es Tradition, dass die letzte Auswärtsfahrt der Saison mit Übernachtung stattfindet. Die Wikinger hatten sich das Wochenende ja sowieso freigehalten – also änderte sich nur das Ziel. Und die Kosten waren auch viel niedriger.
Lena's Tipp als Ziel für die Übernachtung Bückeburg auszuwählen, wurde sofort angenommen. Ein Hotel war auch zügig gefunden und auch das Rahmenprogramm bot sich an: Ein Besuch von Schloss Bückeburg – der Residenz von Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe. Und Roland hatte schließlich ein nettes Lokal gefunden, dass es mit 30 Wikingern aufnehmen wollte.
Die Anmeldeliste war nicht ganz so lang wie für Köln, aber am Ende waren es 29 Wikinger, die sich auf die Reise zum letzten Auswärtsspiel der Saison 2017/18 machen wollten – plus Diana, für die es ein „Heimspiel“ war. Und plus weitere Wikinger, die nur am Sonntag zum Spiel kommen würden.
Um das gemeinsame Abendessen zu organisieren, hatte Roland eine WhatsApp-Gruppe mit allen Nettelstedt-Teilnehmern eröffnet. Und diese WhatsApp-Gruppe explodierte am Donnerstag-Abend, als die MT Melsungen bei den Rhein-Neckar Löwen spielte und etwas möglich machte, womit keiner mehr gerechnet hatte: Die SG reiste als Tabellenführer nach Nettelstedt/Lübbecke und um die Deutsche Meisterschaft zu spielen.
Erneutes Umdenken – auch bei uns Fans. Die Tour hatte auf einmal einen ganz anderen „Glanz“, eine ganz andere Intensität. Ein Sieg für die SG wäre auch vorher Pflicht gewesen, um erneut einen Startplatz in der ChampionsLeague zu sichern. Aber plötzlich konnte man viel mehr verlieren. Eine ganz neue Situation – auch für die Fans....
Präsi Ingo, Beisitzer Zippe und „Schulze“, der in Kiel immer die Polonaise anstiftet, hatten deshalb am Freitag einen hörbaren Auftritt bei der Welle Nord, wo sie die neue Lage der SG einschätzen sollten.
Am Samstag morgen um 8.00 Uhr startete der Bus. Gegen 10 Uhr war in Hamburg die Reisegruppe komplett und Ingo konnte seine Begrüßungsrede halten und den Plan für das Wochenende bekanntgeben -natürlich inclusive Sieg am Sonntag. Kurz entschlossen hatte sich – nach den Ereignissen am Donnerstag - auch Nicht-Mehr-Mitglied Stefan noch angemeldet, was ihm die liebevolle Bezeichnung „Gastarbeiter“ einbrachte. Da er in letzter Zeit schon einige Male solche Gastauftritte gemacht hatte, wurde ihm vorgerechnet, dass sich eine Mitgliedschaft doch wieder lohnt. Finanziell und im Hinblick auf dumme Sprüche. Wir können sicher bald sagen Willkomen zurück im (Fan)Club.
Die Fahrt wurde auch genutzt, um einige Pins für langjährige Mitgliedschaften zu verteilen. Dierk Schmäschke (25 Jahre) und Boy Meesenburg senior und junior (15 Jahre) hätten ihre Pins bekommen, wären sie dabei gewesen. Dafür konnte Lydia – die zu Ingosgroßer Freude inzwischen auch Hochdeutsch kann – ihren Pin persönlich entgegen nehmen. Als es hieß Astrid erhält einen Pin für 5 Jahre gab es kurzen Protest von Gründungsmitglied Astrid, aber es gab noch eine zweite Astrid im Bus, für die dieser Pin passend war.
Und Kassenwart Roland erhielt einen Pin für 25 Jahre Wikingerschaft – wie Ingo zutreffend bemerkte, wohl auch nur, weil er selber daran gedacht hatte. Aber er bekam auch den größten Applaus.
Es gibt Traditionen auf den Auswärtsfahrten – z. B. Lydias Hefezopf und dass nicht aus irgendwelchen Bechern getrunken wird. Bei dieser Auswärtsfahrt gab es kleine Besonderheiten: Lydia hatte ihren Hefezopf extra in Form des SG-Logos gebracht. Und Ingo und Birte hatten spezielle Trinkbecher dabei: mit dem Konterfei von Michael und Philipp Müller. Die beiden Melsunger hatten sich die Fahrt im Wikinger-Bus schließlich redlich verdient!
Als es dann das gesunde Getränk in kleinen Gläsern „Frugt og vitaminer“ gab, wurde per Foto ein besonderer Gruß an Jan „Papa“ Eggert geschickt, der letzte Saison auf der Abschlussfahrt nach Balingen dabei war.
Nachdem in Hamburg bereits das Tunnel-Lied erklungen war, gab es in Niedersachsen eine schöne Allee zu besingen. Und die Mannschaftsaufstellung wurde auch schon einmal lautstark geübt – allerdings wusste außer Ingo keiner, wer bei der SG mit der Nummer 33 aufläuft....
Als das Navi eine Ankunftszeit von 14.35 Uhr am Hotel vorhersagte – ein wenig später als gedacht – wurde ein kleine Gruppe im Bus ein wenig nervös. Nicht die Landfrauen, wie Ingo behauptete, sondern die Pferdefreunde. Die hatten sich nämlich Karten für eine Vorführung der Fürstlichen Hofreitschule um 15 Uhr besorgt. So hieß es, am Hotel angekommen, für die Pferdefreunde nur schnell einchecken und dann "im Galopp“ wieder los. Aber alles klappte rechtzeitig und die beeindruckende Vorführung konnte genossen werden.
Danach traf sich die ganze Reisegruppe, um bei einer Schlossführung Wissenswertes über das Schloss Bückeburg zu erfahren. Das von First Lady Birte bei Fürst Alexander bestellte Klavierkonzert klappte aus unerklärlichen Gründen nicht. Dafür wissen die Wikinger jetzt, woher die Bezeichnung Smoking kommt und warum die Damen einen größeren Salon brauchten als die Herren. Im Festsaal hatten die Wikinger schon die SG-Spieler vor Augen, die in den Logen stehend ihren Fans die Meisterschale präsentieren – ein angemessener Rahmen. Träumen darf man ja – aber in Flensburg kann man mindestens genauso stilvoll feiern und erst galt es ja noch zwei Spiele zu gewinnen.
Im Goldenen Saal gab es dann eine Überraschung, als eine verblüffende Familienähnlichkeit von Ralf mit Fürst Ernst festgestellt wurde – der Spitzbart war der Hinweis. Fürst Ernst zu Holstein-Schaumburg muss eindeutig ein Vorfahre von Ralf sein – Optik und Herkunft sprechen eine deutliche Sprache (das Beweisfoto konnte hier aus technischen Gründen leider nicht geladen werden). Einige Wikinger übten sich daraufhin in Diener und Hofknicks, worauf Ralf aber gütigerweise am Rest des Wochenendes verzichtete.
Abends machte sich dann die Wikinger-Gruppe auf ins Scarabeo, um sich zu stärken – mit dem vorbestellten Essen und mit leckeren Cocktails. Jutta und Elke kamen ins Gespräch mit dem Nachbartisch und mussten erklären, was es mit der großen Gruppe auf sich hatte. Torsten fand den Einsatz der Wikinger klasse und wünschte uns viel Erfolg und gab eine Runde aus – das durfte hier aber nur erwähnt werden, wenn es zwei Punkte gegeben hatte. Da es hier steht, hat es wohl geklappt ;-).
Nach und nach wanderten die Wikinger zurück ins Hotel. In Zimmer 214 gab es für Ingrid, Beate, Lydia, Astrid und Marina noch eine kreative Abend- bzw. Nachtschicht. In der WhatsApp-Gruppe hatte Astrid vorgeschlagen, für den Fanblock Plakate zu gestalten. Und so entstanden „Danke“, „Tak“, „Takk“, „Tack“, „Merci“ und „Dank je wel“, „#wasmaiksagte“ und „SGehtwas“ - letztere erst von Astrid am nächsten Morgen zwischen Aufstehen und Frühstück.
Dafür schafften es einige Wikinger noch um Punkt Mitternacht den Haar-Schwestern zum Zwillingsgeburtstag zu gratulieren – mit Ständchen und Geburtstagskuchen. Was die Beiden sich zum Geburtstag wünschten, war nicht schwer zu erraten.
Dann ging es los nach Lübbecke – von Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen mit einer gehörigen Portion Kribbeln im Bauch. Die 35km wurden genutzt, um das Tippspiel durchzuführen. Bei 20 Tippern wurde 19x auf Sieg getippt. Nur Harald tippte gegen die SG, damit es mit einem Sieg klappt – nein kein Aberglaube sondern Tradition. Jörg wurde kurz ziemlich nervös, ob man es überhaupt pünktlich zum Spiel schaffen würde. Sein Handy sagte ihm nämlich, man würde um 10.30Uhr noch 4 Stunden bis zum Ziel brauchen. Aber als er aufgeklärt wurde, dass die Wikinger ja nicht zu Fuß (wie sein Handy glaubte) sondern mit dem Bus unterwegs sei, war er dann doch beruhigt.
Anderthalb Stunden vor dem Spiel – pünktlich zur Hallenöffnung – parkte der Bus mit den Wikingern an der Merkur-Arena. Beladen mit Fahnen, Tröten, Luftballons und Trommeln ging es zum Eingang. Und dort gab es ein Problem: Die Ordner erkärten zwar freundlich aber bestimmt, dass nur 3 Trommeln im Gästeblock erlaubt seien. Das wollten wir Wikinger natürlich nicht einsehen. Bei so einem wichtigen Spiel will man doch möglichst lautstark unterstützen. Aber keine Chance – einige Trommeln mussten zurück in den Bus. Begründung? Anordnung des Fernsehsenders Sky. Zu viele Trommeln machen zu viel Lärm, der dann bei den Interviews, die vor dem Gästeblock geführt werden stören würde. Unfassbar welchen Einfluss ein Fernsehsender nimmt!!!
Im Fanblock wurden dann die Luftballons aufgeblasen, um der SG einen blau-weiß-roten Empfang zu bereiten. Zu den Wikingern gesellten sich dann einige Mindener Fans vom Fanclub Grün-Weiß. Es gab da eine Verabredung – eine Kiste Bier auf den Flensburger Sieg in Nettelstedt. Eine zusätzliche Motiviation für die Wikinger, obwohl was kann mehr motivieren als die Chance auf die Deutsche Meisterschaft?
Bereits beim Aufwärmen herrschte eine tolle Stimmung im SG-Fan-Block und die steigerte sich, als die SG mit 0:2 in Führung ging. Aber dann entwickelte sich ein schweres Spiel, schließlich ging es auch für Nettelstedt um viel! Und plötzlich führte der TuS N-Lübbecke mit 9:6. Danach entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Nerven wurden arg strapaziert.... bis kurz vor Spielschluss, als die SG sich erstmals mit 3 Toren absetzen konnte. Und am Ende konnte mit Recht „Die Nummer 1 im Land sind wir“ gesungen werden und damit war nicht nur Schleswig-Holstein gemeint. Und die Plakate kamen auch zu ihrem wohlverdienten Einsatz.
Wie versprochen erfolgte nach dem Spiel die Übergabe einer Kiste Barre-Bräu – wie es für Flensburger Fans richtig ist mit Plop-Verschluss. Vielen Dank – das ist Fan-Freundschaft! Das Foto dazu ist leider von schlechter Qualität, aber es soll hier nicht fehlen!
Am Mannschaftsbus wurden dann noch einmal alle Spieler und die Trainer gefeiert. Und für Kentin Mahé gab es einen nachträglichen Geburtstagskuchen von Astrid - der würde Flensburg sicher nicht erreichen.
Gleichzeitig mit dem Mannschaftsbus machte sich auch der Bus der Wikinger auf den Weg nach Hause. Auch die Wikinger mussten nach dem emotional und sportlich anstrengenden Spiel erst einmal durchatmen. Aber dann wurde doch gefeiert und die Vorfreude auf den kommenden Sonntag stieg. Durch den Bus klangen alt bekannte SG-Songs (DER Fansong, „Heute geht (ging) was“, der Gassenhauer von Lars Christiansen „nu blaeser vinden nordfra“) und es im hinteren Bus wurden Holger, Stefan, Niels, Jörg und Roland kreativ:
Kling Glöckchen klingelingeling, kling Glöckchen kling,
Flensburg wird jetzt Meister, Löwen nur noch Zweiter,
Kiel wird nicht mal Dritter – oh wie ist das bitter......
Und frei nach Torfrock gab es noch einen Song über die Meisterschale, die schon viel rumgekommen ist und nun mal wieder nach Flensburg darf. Der genaue Text war so spontan, dass er leider schon wieder abhanden gekommen ist. Aber gut war er ;-).
Und diese Lieder und noch schönere wollten die Wikinger auch eine Woche später wieder singen.
[Text: Marina Bilder: Ingrid]