Anti-Schock-Therapie in Lübbecke

Der Schock saß noch tief – bei den Fans genauso wie bei Spielern und Verantwortlichen der SG. Nachdem Thomas Mogensen und Michael V. Knudsen verletzt als Vizeweltmeister von der WM in Schweden zurückgekehrt waren, hatte sich beim ersten Heimspiel nach der WM auch noch Oscar Carlén so schwer verletzt, dass er der SG für den Rest der Saison fehlen wird. Und so machten sich die 23 Wikinger mit etwas mulmigen Gefühl auf den Weg zum ersten Auswärtsspiel nach der WM-Pause. Wie würde die SG den Ausfall drei so wichtiger Spieler verkraften? Mit dem Tus N-Lübbecke wartete ein Gastgeber, der in derMerkur-Arena schon viele gute Spiele mit knappem Ausgang gegen starke Gegner gezeigt hatte - z.B. ein Unentschieden gegen den SCM und eine Niederlage mit nur einem Tor gegen den THW. Entsprechend vorsichtig fielen die Tipps der Wikinger beim Tippspiel aus. Aber das Vertrauen in die SG behielt doch die Überhand und es wurden knappe Siege mit 1-4 Toren getippt. Nur ein Tipp mit einem 9-Tore-Sieg strotzte richtig vor Optimismus.

 

Aber zunächst bestimmten andere Sportarten die Hinfahrt. Da der Bus mit Tischen ausgestattet war, bot sich die Gelegenheit zu einer Pokerrunde. Dann zog die Radio-Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga die meisten Wikinger in den Bann und es wurde mit vielen verschiedenen Clubs mitgefiebert. Besonders zahlreich waren die HSV- und St.Pauli-Anhänger, so dass es im Bus lautstarke Duelle der Fangruppen gab, die aber im Gegensatz zur Hamburger Realität absolut auf die verbale Ebene beschränkt blieben. Am Ende freuten sich die Anhänger beider Vereine über einen Sieg.

Ca. 60km vor dem Spiel wurde es dann noch winter(sportlich) – zumindest für Dieter, unseren Busfahrer. Aber trotz schneeglatter Fahrbahn brachte er uns sehr rechtzeitig ans Ziel. So konnten wir Wikinger es uns mit den anderen angereisten SG-Fans schon mal im Gästeblock heimisch machen. Die Kunde, dass auch noch Jacob gesundheitlich angeschlagen war, steigerte den Optimismus vor dem Spiel auch nicht gerade.

 

Vor dem Spiel war der SG die Anspannung aber auch große Konzentration anzumerken. Jeder wusste, dieses Spiel ist sehr wichtig. Fans und Mannschaft gaben von Anpfiff an Vollgas und ehe Nettelstedt überhaupt ins Spiel gefunden hatte, stand es 2:6 und TuS-Trainer Markus Baur sah sich gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Danach fand Nettelstedt-Lübbecke zwar besser ins Spiel, konnte aber nicht verhindern, dass die SG mit einem 13:17 Vorsprung in die Kabine ging. Auch nach der Pause kam Nettelstedt nicht dichter als 2 Tore heran. Dafür sorgten Dan Beutler hinter einer guten Abwehr oder Vizeweltmeister Søren Rasmussen, der die 7m-Schützen entnervte. Und im Angriff der SG durfte jeder mal treffen. Die SG ließ sich durch nichts aus dem Konzept bringen und baute den Vorsprung kontinuierlich aus. Und so stand am Ende ein kaum erwarteter 35:25-Auswärtssieg der SG auf der Anzeigetafel, der mit den Fans gebührend gefeiert wurde.

Vielleicht war ja ein besonderer Mitfahrer auf dieser Auswärtsfahrt ein gutes Maskottchen. Das erste Mal hatten die Wikinger nämlich einen Vierbeiner an Bord. „Nini" machte mit ihrer Familie – 2 Mitgliedern der Wikinger aus Soltau – Urlaub im hohen Norden und durfte mit auf Auswärtsfahrt. Allerdings durfte sie nicht mit in die Halle – aber da wären wir für die empfindlichen Hundeohren wohl auch zu laut gewesen. Immerhin war sie so begeistert vom Auswärtssieg, dass sie sich ein SG-Trikot anziehen ließ (siehe Fotos).

 

Dass dieses Spiel nicht nur die Spieler auf dem Spielfeld Kräfte gekostet hatte, sondern auch uns Fans, merkte man auf der Rückfahrt. Es ging – trotz des Sieges – wesentlich ruhiger zu als auf der Hinfahrt. So ist es, wenn man alles gegeben hat!

Aber für mehrere Kniffel-Runden und das eine oder andere Sieger-Flens reichte die Kraft allemal. Und Dieter brachte uns trotz nun bis Hamburg anhaltender Schee- und Eisdecke sicher zurück in den Norden, wo am Mittwoch schon das nächste Spiel anstehen sollte.

 

Die nächste Auswärtsfahrt der Wikinger war auch schon auf der Nettelstedt-Tour spürbar: Reiseführer über St. Petersburg waren eine begehrte Lektüre auf dieser Fahrt.

 

[Marina]